Die Wachsbilder stehen in einer Jahrtausende alten Tradition: Im 17. und 18. Jahrhundert erlebten das Wachsporträt und die Wachsfigurenkabinette eine letzte Blütezeit. Vermehrt ließen sich außer dem Adel nun auch bürgerliche Kreise, ja ganze Familien, in Wachs abbilden. Auch verdiente Bürger wurden zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod in Wachs porträtiert, wobei die Künstler, wie dies seit der Antike geschah, oft auf Lebendabgüsse oder Totenmasken zurückgriffen. Bekannt ist beispielsweise das Wachsbildnis Joseph Haydns (1732–1809), das mit seinem eigenen Haar und dem Stoff seiner Kleidungsstücke ausgestattet ist. Er bewahrte es sogar in seiner Wohnung unter einem Glassturz auf. Auf der Totenmaske beruhte dagegen die von dem Frankfurter Wachsbildner Christian Benjamin Rauschner (1725–1793) geschaffene lebensgroße Reliefbüste des Arztes und Botanikers Johann Christian Senckenberg (1707–1772).

Auch das Liebieghaus besitzt zwei kleine, im Durchmesser ca. 10 cm große wächserne Porträts, die in der Ausstellung „Die große Illusion“ (1. Oktober 2014 bis 1. März 2015) zu sehen waren: Der in Stuttgart ansässige Xaver Heuberger (1791–1863/64) schuf 1827 die kleinen Reliefs mit den Porträts der Eltern der Großfürstin Karoline Lindner aus Berlin. In beeindruckender Lebensnähe blicken die beiden Dargestellten dem Betrachter entgegen: Das Wachs ist bemalt und bei der Mutter wurden aus Stoff Kleidungsstücke wie die Spitzenhaube und gelbe Zierbänder hinzugefügt. Wie bei Ausstattungen lebensgroßer Wachsporträts, wird damit auch im kleinen Format die Authentizität der Abbildung gesteigert.