Maria einer Verkündigung
Meister von Großlobming

Wien
um 1400

Breitenbrunner Kalksandstein, Reste originaler Farbfassung
Höhe 98 cm

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Ein Hauptvertreter des Schönen Stils in Österreich war der Meister von Großlobming, der seinen Notnamen einem Figurenzyklus aus der Pfarrkirche in Großlobming in der Steiermark verdankt. Tätig war er wohl in Wien, einem der großen künstlerischen Zentren des 14. und 15. Jahrhunderts.

Die vollrund ausgearbeitete Maria einer Verkündigung stammt von diesem Bildhauer. Komposition und Bewegung der Standfigur, die ihre Hände demütig über dem Bauch kreuzt und ihren Blick erwartungsvoll nach links richtet, lassen erkennen, dass der ehemals zugehörige Engel links platziert war. Dieser Engel hat sich in der Mittelaltersammlung des Belvederes in Wien erhalten. Er ruht auf beiden Knien nach rechts, hält die Hände andächtig vor den Leib und legt den Kopf in den Nacken, schaut also nach oben und reagiert auf den Blick Mariens. Das verbindet die Figuren auf feinsinnige Weise miteinander.

Die Marienstatue bildet das Zentrum der Sammlung von Skulpturen des Schönen Stils im Liebieghaus. Sie ist abhängig von Prager Skulpturen der Jahre um 1380 bis 1400. In Prag, der Hauptstadt des Deutschen Reiches, hatte sich seit Kaiser Karl IV., besonders aber unter seinen Söhnen, Wenzel und Sigismund, ein französisch bestimmter, ungemein kunstvoller, ornamental und schönlinig geprägter Kunststil entwickelt, der „Schöne Stil“. Die idealisierte Schönheit vor allem der Marienbilder wurde schon damals gerühmt.

Das anmutige Gesicht, der zarte Schwung der Bewegung, die üppige, weiche Gewanddrapierung mit den tiefen Schüsselfalten vor dem Leib und dem seitlichen Faltengehänge mit ondulierenden Säumen sowie die lyrische Grundstimmung der Frankfurter Maria sind ganz typisch für die anspruchsvollen Arbeiten dieser Zeit.