Schwarze Venus
Barthélemy Prieur

Paris
um 1600

Bronze
Höhe 30 cm

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Zunächst für das Werk eines italienischen oder niederländischen Meisters gehalten, wird die sogenannte Schwarze Venus inzwischen zumeist Barthélemy Prieur zugeschrieben. In Paris oder Fontainebleau ausgebildet, wandte er sich nach Italien und wurde Hofbildhauer in Turin. Später ernannte ihn König Henri IV. (1553–1610) zu seinem Hofbildhauer. Zu seinem Werk zählen Großplastiken, im Wesentlichen Grabdenkmäler, vor allem aber Kleinbronzen, zu denen im Liebieghaus auch die Gruppe „Magd und Kavalier“ und „Springendes Pferd“ gehören.

Die Skulptur reiht sich in die große Anzahl von Darstellungen schöner junger Frauen ein, die ihr eigenes Spiegelbild betrachten. Weder in der Antike noch in der bildenden Kunst um 1600 aber lassen sich Vorbilder für die Wahl einer Schwarzen Frau als exemplarischer Darstellung der weiblichen Schönheit finden. Eine Erklärung dafür bieten manieristische Gedichte, beispielsweise Sonette William Shakespeares: Schwarze Sklavinnen werden hier als Herrinnen geschildert, um deren Gunst ihre Dienstherren betteln.

Die Schwarze Venus verkörpert in rundansichtiger Konzeption das manieristische Ideal der französischen Bildhauerei um 1600. Die Oberflächen der Skulpturen Prieurs sind durch ein weiches, seidig-glattes Ineinanderfließen gekennzeichnet. Zugleich zeigen die verschiedenen Ansichten der Schwarzen Venus, dass der Künstler Werke Giovanni Bolognas (1529–1608) und auch die Kunsttheorie Cellinis kannte. Letzterer hatte gefordert, eine Skulptur müsse mehrere verschiedene, aber gleich vollkommene Ansichten haben.