Florenz
zwischen 1475 und 1500
Stuck mit Resten der alten, stellenweise übergangenen Farbfassung
Höhe 78 cm
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Das Andachtsbild mit der Muttergottes und dem Kind ist mit einem von antiken Schmuckformen abgeleiteten Rahmen verziert. Dieser hat nicht nur eine architektonische Funktion. Er gehört zum Bild, denn das Kind steht auf der unteren Rahmenleiste wie auf einer Brüstung, und Maria erscheint in dem Bildausschnitt wie hinter einem Fensterrahmen. Die innige Beziehung zwischen Mutter und Kind drückt sich durch zärtliche Berührungen aus. Maria umfasst ihren Sohn sanft und gibt ihm Halt.
Christus zieht einen Zipfel ihres Kopftuchs um seinen Körper, ein Hinweis auf jenes Kopftuch, das Maria ihrem Sohn vor der Kreuzigung als Lendentuch umgebunden haben soll. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts wurden derartige Bilder von Mutter und Kind, meist Ausstattungsstücke von Schlaf- oder Studierzimmern, immer beliebter. Der privaten Frömmigkeit kam die wirklichkeitsnahe, intime Schilderung der Muttergottes mit ihrem Sohn entgegen. Die Madonna ist oft nach der Mode der Zeit gekleidet und erscheint als junge Patrizierin der Renaissance. Vergoldete Heiligenscheine überhöhen die Darstellung.
Häusliche Andachtsbilder waren überaus begehrt und erreichten eine breite Käuferschicht. Daher wurden die Madonnenreliefs namhafter Bildhauer über Abgussformen häufig in Serie und in preisgünstigen Materialien wie Ton, Stuck und Gips wiederholt. Das Relief des Liebieghauses, das dem Florentiner Antonio Rossellino oder seiner Werkstatt zugeschrieben wird, existiert in einer zweiten Version, die sich heute im Art Institute of Chicago befindet. Diese wurde allerdings nicht durch Abgussformen hergestellt, sondern ist eine eigens modellierte Version.