1780
Bronze
Höhe 45 cm
Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V.
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Die vom Liebieghaus mit finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und des Städelschen Museums-Vereins e. V. erworbene Büste zeigt den großen Philosophen, Schriftsteller, Pädagogen und Naturforscher Jean-Jacques Rousseau (1712–1778). Die 1780 von Jean-Antoine Houdon (1741–1828) geschaffene Skulptur ist eines der wichtigsten Porträts von Rousseau. Der französische Gelehrte und Schriftsteller gilt als einer der maßgeblichen geistigen Wegbereiter der Französischen Revolution und hatte großen Einfluss auf die Pädagogik und die politischen Theorien des 19. und 20. Jahrhunderts.
Die Rousseau-Büste – entstanden in der Blütezeit von Houdons Schaffen – überzeugt vor allem durch ihre bemerkenswerte Wirklichkeitsnähe und Lebendigkeit. Sie zeigt den berühmten Philosophen in der damals überaus modernen antikisierenden Hermenform, umhüllt von einer Toga und mit einem um den Kopf gewundenen Haarband, das Houdon als „Band der Unsterblichkeit“ bezeichnete. Die hohe Qualität des vom Liebieghaus erworbenen Werkes drückt sich in der physiognomischen Durchdringung und in der meisterhaften Oberflächenbehandlung aus. Wie kein anderer zeitgenössischer Bildhauer verstand es Houdon, die Züge seiner Modelle und deren Charakter zu erfassen.
Jean-Antoine Houdon ist einer der wichtigsten französischen Künstler des 18. Jahrhunderts. Als beispielgebender Bildhauer der Aufklärung und erfolgreichster Porträtbildhauer seiner Zeit verewigte er bürgerliche Auftraggeber, französische und amerikanische Aufklärer, aber auch Herrscher wie Katharina II., Ludwig XVI., Napoleon I. und Angehörige des Hofs wie Madame Adélaïde oder Prinz Heinrich von Preußen. Oft hatte Houdon seinem Wunsch, den berühmten Philosophen und Schriftsteller Rousseau zu porträtieren, Ausdruck verliehen. Der Bildhauer traf jedoch niemals mit dem Philosophen zusammen, denn dieser lehnte es ab, porträtiert zu werden.
Rousseau starb am 2. Juli 1778 auf dem Landgut Ermenonville des Marquis René-Louis de Girardin bei Paris. Der Marquis bat Houdon noch in der Nacht per Expressbrief, zu ihm zu reisen und eine Maske vom Gesicht des Verstorbenen zu machen, um dessen Züge für die Nachwelt zu bewahren. Mithilfe der Totenmaske und sicherlich auch auf Grundlage bereits vorhandener Porträts war Houdon in der Lage, den berühmten Philosophen wirklichkeitsnah wiederzugeben.