Die Furie auf sprengendem Pferd
Furienmeister (tätig um 1600‒1625)

Salzburg?
1610

Elfenbein, Holz, Bein
Höhe 41 cm

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Das Herzstück der Sammlung Reiner Winkler ist die „Reitende Furie“. Der Notname des unbekannten Bildhauers bezieht sich auf die Darstellung einer „Furie“ im Kunsthistorischen Museum in Wien. Furien galten in der Mythologie als Rachegöttinnen, die ihre Opfer in Raserei verfolgten.

Gerade einmal 41 × 47 × 26 Zentimeter misst die rundum ausgearbeitete Elfenbeinfigur – und doch gibt sie bereits auf den ersten Blick zahlreiche kleinteilige, expressiv herausgearbeitete Details preis. In wildem Ritt sitzt die nur notdürftig bekleidete, heftig gestikulierende, ausgemergelte Gestalt auf dem in einem gewaltigen Sprung befindlichen Pferd. Ihr Gesicht ist verzerrt, der Mund weit aufgerissen. Augen, Augenbrauen und die Stirn sind schmerzhaft zusammengezogen, das Gesicht gerahmt von Haarlocken, die quirlig-schlangengleich den Kopf bedecken. Geröll und Steinbrocken, zwischen denen in sich gedrehte, spitze Blätter oder Flammen hervorsprießen und lodern, lassen den Ritt gefährlich und waghalsig erscheinen. Auch das Pferd hat angstvoll sein Maul weit aufgerissen, Nüstern und Muskeln sind angespannt. Der unwegsame Boden ist von Felsen und schmal geschnitzten, spitzen Gräsern oder Flammen übersät.

Als Teil der umfangreichen Sammlung Reiner Winkler konnte das Liebieghaus Frankfurt im Jahr 2019 das eindrucksvolle Werk „Furie auf sprengendem Pferd“ des Furienmeisters für seine Skulpturensammlung erwerben, das mit höchster Qualität, beeindruckender Expressivität und virtuoser Durcharbeitung überzeugt. Trotz ihrer beeindruckenden Wirkung konnte der Sinn dieser expressiven Skulptur noch nicht entschlüsselt werden.