Kopenhagen
um 1670
Elfenbein
Höhe 18,7 cm
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Die drei Frauen unterschiedlichen Alters, deren Nacktheit von schmalen Stoffbahnen nur spärlich bedeckt wird, scheinen in keiner klar erkennbaren Beziehung zu stehen. Sie haben einander den Rücken zugewandt und ihre von emotionaler Regung kaum erfassten Blicke weisen voneinander fort. Doch gerade diese, bis in jede Geste hinein raffiniert inszenierte Komposition, macht die Elfenbeingruppe zu einem tatsächlich rundansichtig zu betrachtenden Meisterwerk, das zur Sammlung Reiner Winkler gehört.
Die mythologischen Figuren der Parzen spinnen den Lebensfaden, der ursprünglich auch in dieser Skulptur vorhanden war. Als Töchter des allmächtigen Himmelsgottes Zeus und der Erdgöttin Themis galten Klotho, Lachesis und Atropos als Verkörperung der Idee des unerbittlichen Schicksals, in dem Geburt und Tod eingeschlossen sind. Die Elfenbeingruppe zeigt Klotho mit einem Korb auf dem Oberschenkel und in der rechten Hand einen Balusterständer haltend, auf dem sich einst eine Spindel befand. Sie ist es, die den sogenannten Lebensfaden spinnt. Ihr zur Rechten sitzend erkennt man Lachesis. Mit weit ausgebreiteten Armen führt sie sorgsam den Faden, bemisst die Lebenszeit und geleitet ihn zu der am Boden hockenden, bedrohlich wirkenden Atropos. Dieser kommt die Aufgabe zu, den Lebensfaden abzuschneiden.
Joachim Henne war Hofkünstler am dänischen Königshof und schuf hier die Gruppe zwischen 1670 und 1676. Charakteristisch für ihn ist die ungeschönte Wiedergabe auch mythologischer Gestalten.