Mannheim
zwischen 1745 und 1750
Lindenholz mit transparentem Überzug
Höhe 45 cm
Teilen
Josef von Arimathia und Johannes, begleitet von zwei Frauen, hüllen den toten Christus in ein Leichentuch. Die Leiter lehnt noch am Kreuz. Die Kreuzabnahme Christi ist soeben erfolgt. Die Grablegung wird durch den neben Christus sichtbaren Sarkophag angedeutet. Die dicht gedrängte Figurengruppe ist mit dem Kreuz in eine Dreieckskomposition eingebunden. Sie steht im auffallenden Kontrast zu der leeren Relieffläche des Hintergrunds. Einzig eine der beiden Frauen, wahrscheinlich die trauernde Muttergottes, steht hoch aufragend vor dem leeren Grund. In seinem Reliefstil verband der Bildhauer Johann Paul Egell Gegensätzliches: Weiche Körperformen stehen gratigen Gewandfalten gegenüber.
Das Relief dürfte in einen größeren Zusammenhang gehört haben. Es ist in die Jahre zwischen 1745 und 1750 zu datieren. In dieser Zeit entstand der während der Französischen Revolution zerstörte Altar der Loreto-Kapelle im pfälzischen Oggersheim. Möglicherweise sollte das Relief hier als Tür zum Aufbewahrungsort der Hostie, dem sogenannten Tabernakel, dienen. Somit hätte es auch in der Realität den Zugang zum heilbringenden Abendmahl geöffnet. Als einzige Gestalt weist die Figur des Josef von Arimathia einen vollrunden Kopf mit individuellen Gesichtszügen auf. Vielleicht ist in ihm der Stifter des Reliefs beziehungsweise des Tabernakels zu sehen.
Außer dem Relief Egells, einem der bedeutendsten Rokokobildhauer Deutschlands, bewahrt das Liebieghaus auch Werke seiner Schüler Ignaz Günther (1725–1775), Johann Friedrich Ziesenis (1715–1785), Johann Michael Düchert (1725–1799) und Johann Peter Wagner (1730–1809).