Heilige Dreifaltigkeit
Hans Multscher

Ulm
um 1430

Alabaster, barock ergänzt, originale Farbfassung, übergangen
Höhe 28,5 cm

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Das aus Alabaster geschnitzte, gefasste Relief des sterbenden Christus, der von einem Engel gehalten und von Gottvater und der den Heiligen Geist symbolisierenden Taube begleitet wird, ist ein Hauptstück der Mittelaltersammlung des Liebieghauses. Nicht nur ist es von einem der größten spätgotischen Bildhauer mit imposanter Ausdruckskraft virtuos aus dem weichen Material gefertigt. Es lässt sich zudem bis in das Jahrhundert seiner Entstehung zurückverfolgen, was selten ist. Überdies ist es hinsichtlich seiner Darstellung ein Unikum.

Inschriften auf der Rückseite bezeugen, dass sich das Relief wohl schon seit dem 15. Jahrhundert auf Schloss Sandizell bei Ingolstadt befunden hatte, bevor es 1928 verkauft wurde. Die dortigen Grafen hatten es eventuell als Geschenk Herzogs Ludwig des Bärtigen von Bayern-Ingolstadt erhalten, dem sie treu ergeben waren. Lange Jahre am Pariser Königshof tätig, wo er den aktuellsten Kunstströmungen begegnete, verdingte Ludwig den plastischen Entwurf seiner Grabplatte im Jahr 1430 an Hans Multscher in Ulm, einen der renommiertesten und modernsten deutschen Bildhauer. Und es scheint möglich, dass der Auftrag für das gleichzeitig entstandene Sandizeller Relief auf gleichem Wege zustande kam.

Die Lust des Herzogs am Besonderen könnte auch das Einzigartige der Darstellung erklären: Das Motiv basiert zwar auf gängigen Bildtypen, die spezielle Kombination von Leichnam Christi, Engel, Gottvater und Taube ist aber ein Unikum. An der Benutzung indes änderte sich nichts: Die bildhafte Erinnerung an das Sterben Jesu, das der Höhepunkt des christlichen Heilsversprechens ist, sein Tod garantiere Vergebung der Sünden und ewiges Leben, machte das Relief wie seine verwandten Darstellungen zum Gegenstand fortwährender privater Andacht.