Darstellung des christlichen Messopfers
Meister der Wiener Gregorplatte

Lothringen
um 875

Elfenbein
Höhe 33,3 cm

Leihgabe der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main

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Dargestellt ist die Feier des christlichen Messopfers. Im Zentrum, hinter dem Altar, steht der Priester, den Gläubigen zugewandt, vor sich die Utensilien für die Messe: Kelch, Hostienteller, liturgische Bücher. Den Vordergrund des Reliefs bildet die Schola, der Chor geistlicher Sänger. Hinter dem Priester stehen unter einem von Engeln gekrönten Ziborium stehen Diakone, die ihm assistieren.
Das Elfenbeinrelief entstand im 9. Jahrhundert und wurde im 14. Jahrhundert in den Buchdeckel eines Evangelistars, einer Zusammenstellung der in der Messe gelesenen Evangelienabschnitte, integriert. Die Wiederverwendung ist nicht nur Indiz für die Wertschätzung der Schnitzerei. Die Darstellung passt auch bestens zum Inhalt des Buches.

Auf die Schnitzerei wiederum beziehen sich die auf Goldgrund gemalten Halbfiguren der Apostel, die die Elfenbeinplatte flankieren. Sie wenden sich nach innen, dem Relief und der darüber angeordneten Vertiefung mit dem Antlitz Christi zu und bezeugen gleichsam das in der Messe wiederholte Opfer Christi.

Der Schnitzer ist unbekannt. Seinen Notnamen hat er von einer Elfenbeintafel mit dem heiligen Gregor im Kunsthistorischen Museum in Wien. Über den Auftraggeber wissen wir nichts. Als Stifter der Handschrift hingegen ist Balduin von Luxemburg (1285–1354), Erzbischof und Kurfürst von Trier und Mainz, bezeugt. Warum und für welchen Ort er das Buch stiftete, ist unklar. Im Jahr 1450 aber lässt es sich in St. Bartholomäus in Frankfurt, der Krönungskirche der deutschen Könige und Kaiser, nachweisen. Vielleicht ließ schon Balduin, der als Kurfürst einer der Wahlmänner der deutschen Kaiser war, die Handschrift ursprünglich für die Frankfurter Krönungsmesse anfertigen.