Erfahren Sie, wie die Sphinx eines griechischen Grabmonuments in ihrer ursprünglichen Form und Farbe rekonstruiert wurde.
Im Jahr 2021 gelang es dem Imaging Department des Metropolitan Museums unter der Leitung von Scott Geffert, die Sphinx des griechischen Grabmonuments des Megakles mit Hilfe der Fotogrammetrie sehr detailliert und dreidimensional zu vermessen. Diese Daten wurden von Ralf Deuke in München aufbereitet und an die Firma Voxeljet in Süddeutschland weitergeleitet, wo die Sphinx in zwei Teilen aus Plexiglaspulver (Polymethylmethacrylat) in deren 3D-Druckern nachgebaut wurde. Ulrike Koch-Brinkmann ergänzte diese Kopie sorgfältig an ausgewählten kleinen Bruchstellen, überzog sie anschließend mit mehreren hauchdünnen Schichten Marmorgips und glättete sie. Das Ergebnis dieser gemeinsamen Arbeit, eine anschauliche Rekonstruktion der Sphinx in ihrer ursprünglichen Form und Farbe, ist in der Sonderausstellung „Chroma: Ancient Sculpture in Color“ (Antike Skulptur in Farbe) zu sehen.
Das Auftragen von Zinnoberpigment auf die schuppenartigen Brustfedern, nachdem die Umrisse der Federn mit gelbem Ocker in ein vorgezeichnetes Raster gemalt wurden. Foto mit freundlicher Genehmigung von Vinzenz Brinkmann
Um die Struktur der Federmuster auf der Brust und den Flügeln der Sphinx sowie den Auftrag der Farben zu rekonstruieren, stützte sich das Team von Ulrike Koch-Brinkmann und Vinzenz Brinkmann auf die umfangreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Wissenschaftler, Restauratoren und des Imaging-Teams des Met, sowie auf multispektrale Bilddaten von Dorothy Abramitis und UV/VIS-Spektroskopien von Heinrich Piening, die durch weitere von Vinzenz Brinkmann erstellte Fotografien in ultravioletter (UVL) und infraroter (VIL) Fluoreszenz und Falschfarben (iDStretch-App) ergänzt wurden.
Links: Schuppenförmige Federn auf der Brust. Rechts: Schuppenförmige Federn auf der Brust in Falschfarben.
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Vinzenz Brinkmann
Seit Anfang der 1980er Jahre hat Vinzenz Brinkmann im Rahmen eines größeren Forschungsprojektes zahlreiche archaische Marmorsphingen in griechischen Museen – darunter das Akropolismuseum in Athen, das Archäologische Nationalmuseum in Athen und das Archäologische Museum in Korinth – mittels Multispektralfotografie, Mikroskopie und Streiflicht untersucht. Darüber hinaus untersuchte das Liebieghaus-Team auch Darstellungen der Sphinx in anderen visuellen Medien aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. Diese umfassende Analyse archäologischer und kunsthistorischer Vergleichsstücke lieferte einen wichtigen Datenpool, der die naturwissenschaftlichen und fototechnischen Untersuchungen am Original ergänzte und eine vollständigere Rekonstruktion ermöglichte.
Dieser Artikel ist eine gekürzte Übersetzung des Originaltextes von Vinzenz Brinkmann, Ulrike Koch-Brinkmann und Heinrich Piening, der am 12. August 2022 in der Online-Publikation „Perspectives“ in englischer Sprache erschienen ist.
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