Oberkörperfragment aus der Tyrannenmördergruppe

Römische Wiederholung des 477/476 v. Chr. in Athen aufgestellen Originals

Marmor
Höhe 53,5 cm

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Als der Tyrann Peisistratos um 550 v. Chr. gewaltsam die Macht über Athen an sich riss, fühlte sich die aristokratische Führungsschicht gedemütigt. Die Tyrannis, so zweifelhaft ihre politische Legitimation auch war, schuf jedoch wichtige Grundlagen für die erfolgreiche Kulturpolitik der Stadt. So wurde die Gestaltung der Akropolis sowie der gigantische Zeus-Tempel in Angriff genommen.

Der Tyrann starb 527/528 v. Chr. und die Macht ging an seine Söhne Hippias und Hipparch über. 514 v. Chr. erschütterte eine Gewalttat das gesellschaftliche Gefüge Athens: Harmodios und Aristogeiton, zwei Männer aus einflussreichen Kreisen, ermordeten den Tyrannen Hipparch. Hippias überlebte, die Attentäter wurden hingerichtet. Nach vier Jahren stürzte die Tyrannis. Als wirkungsvolles Gegenbild zur Gewaltherrschaft entwickelten die alten aristokratischen Familien innovative politische Modelle. Die Idee der Gleichheit aller Bürger wurde zum Ausgangspunkt für die Erfindung der Demokratie. Das neue Selbstbewusstsein der Athener Bürger fand seinen Ausdruck in einem Denkmal. Auf dem Marktplatz wurde in den letzten Jahren des 6. Jahrhunderts v. Chr. eine Statuengruppe errichtet, die die Mörder der Tyrannen als nackte Heroen darstellte und damit die Überwindung der Gewaltherrschaft versinnbildlichte.

Der renommierte Bildhauer Antenor goss die Figurengruppe in Bronze. Von den Persern 480/479 v. Chr. verschleppt, wurde sie bereits drei Jahre später durch eine neue Gruppe ersetzt. Das Frankfurter Fragment zeigt den Oberkörper des jüngeren Tyrannenmörders Harmodios in einer römischen Marmorwiederholung. Die rechte Hand führte die Mordwaffe und holte, wie an der erhaltenen Schulter erkennbar, von oben zum Schlag aus.