Myrina (griechisches Kleinasien)
um 130/100 v. Chr.
Ton mit Farbfassung
Höhe 31 cm
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Die Außenbereiche der Heiligtümer, Friedhöfe und Marktplätze der griechischen Städte füllten sich über die Generationen mit Hunderten von lebens- und überlebensgroßen Statuen. Bilder schmückten die Innenwände der Säulenhallen und der Tempel.
In den Räumen der Privathäuser und den Kammern der Gräber fanden sich aus Ton geformte Miniaturbildwerke. Häufig wiederholen diese Statuetten, die in der Regel aus Formen gepresst und in größerer Stückzahl produziert wurden, ihre großen Vorbilder. In den Werkstätten der „Koroplasten“ sind jedoch auch viele neue Darstellungen entwickelt worden, darunter Bilder von Schauspielern der Komödie, drastischen Karikaturen sowie von Missbildungen des menschlichen Körpers.
Besonders beliebt waren schöne Lebensbilder der wohlhabenden Frau. In den Gräbern der griechischen Orte Tanagra, Tarent und Myrina sind zahllose dieser Exemplare gefunden worden. Eine ganz besonders reizvolle Arbeit zeigt eine junge Frau, die sich an eine Grabsäule – ist hiermit ihr eigenes Grab gemeint? – lehnt. Die rechte Hüfte tritt weit hervor, da sie das ganze Gewicht des Körpers auf das rechte Bein gelegt hat. Das lässig auf der Säulenbasis ruhende linke Bein zeichnet sich deutlich unter dem Gewand ab. Ihr Haar ist mit einem Kranz aus Blättern und Korymben (Efeufrüchten) geschmückt. Während die Ärmel des orangefarbenen Chitons hellblaue Verzierungen tragen, wird der weite pinkfarbene Mantel von taubenblauen und weißen Saumstreifen eingefasst.