Kopf eines Kuros

Von den griechischen Inseln
um 550/540 v.Chr.

Marmor
Höhe 21 cm

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Durch die Zerstörung der Oberfläche ist das Gesicht des jungen Mannes wie von einem Schleier verhangen. Da jedoch die tiefen Seitenflächen sowie kleine Bereiche um den Mund und zwischen Augen und Nase sehr gut erhalten sind, werden die spannungsreiche Formgebung, aber auch das feine Lächeln und der sanfte Ausdruck der weit geöffneten Augen deutlich.

Der Kopf gehörte ursprünglich sehr wahrscheinlich zu einer unterlebensgroßen Statue eines nackten jungen Mannes. Die frühen griechischen Bildhauer des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. hatten hierfür das Haltungsschema der ägyptischen Pharaonenfiguren übernommen. In einer strengen Schritthaltung werden die Arme gerade am Körper herunter geführt. Der Typus des nackten jungen Mannes wird heute von der Wissenschaft „Kuros“ genannt, das ist der altgriechische Begriff für „Knabe“. Es ist jedoch nicht bekannt, ob die Antike selbst einen Namen für diese Statuenform besaß. Kuroi standen in Heiligtümern und stellten dort häufig den Gott Apoll dar, auf den Gräbern repräsentieren sie – als eine Art frühes Porträt – den Verstorbenen. Dieser war dann vor seiner Eheschließung – zu früh und damit besonders tragisch – gestorben.

Besondere Merkmale des Kopfes deuten auf die genaue Herkunft hin. Im 6. Jahrhundert v. Chr. lassen sich die vielen Werkstätten aufgrund stilistischer Eigentümlichkeiten gut voneinander scheiden. Das tiefe Seitengesicht, die mächtigen Formen, die Spirallocken an Stirn und Schläfe gehören dem Formenrepertoire der Bildhauer auf den zwei großen griechischen Marmorinseln, Paros und Naxos, an. Aufgrund der reichen und besonders schönen Marmorvorkommen auf diesen Inseln im Zentrum der Ägäis erreichten die lokalen Meister sehr früh hohes überregionales Ansehen.