Griechenland
um 120/100 v.Chr.
Marmor
Höhe 86 cm
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Die Musen sind Töchter des Zeus und der Mnemosyne (»Erinnerung«), die als göttliche Macht für die geistigen Kräfte steht. Entsprechend schützen und fördern ihre neun Kinder die schöpferischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten des Menschen: Die Liederreiche (Polyhymnia) fördert den Gesang zur Leier, die Erfreuende (Euterpe) ist die Muse der Lyrik und des Flötenspiels, die Liebreizende (Erato) jedoch beflügelt die Liebesdichtung. Drei Musen sorgen sich um die schöpferischen Kräfte des Theaters; so kümmert sich Terpsichore, die Reigenfrohe, um Tanz und Chorlyrik, die zum Tanz Singende (Melpomene) ist die Muse der Tragödie, während Thalia (die Festliche) für die Komödie zuständig ist.
Auch der Wissenschaft sind drei Mnemosynetöchter zugeordnet: die Rühmerin (Klio) als Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung, Kalliope (die Schönstimmige) als Muse der Dichtung und Wissenschaft, schließlich Urania, die Himmlische, als göttliche Inspiration der Astronomie, damit der Physik und Geometrie.
Die berühmte „Frankfurter Urania“ gehört zu einer Statuengruppe, die in der römischen Thermenanlage von Agnano (bei Neapel) entdeckt wurde. Die Figuren waren offensichtlich bereits in der Antike verschleppt worden. Man nimmt an, dass sie zunächst auf der griechischen Insel Delos, also nahe dem großen Apollonheiligtum aufgestellt worden waren.
Die Gestaltung der feinen Gewänder ist von besonderem Reiz und variiert von Muse zu Muse. Die Anordnung und die Stoffe der Kleidung betonen die schönen, mädchenhaften Körper. Trotz des zum Teil sehr fragmentarischen Zustandes spürt man auch heute noch, dass die Gruppe sich nicht repräsentativ dem Betrachter darstellt, sondern ihm eher die Funktion eines zufälligen Zeugen zukommt.