Römische Wiederholung einer griechischen Statue aus dem späten 5. Jahrhundert v. Chr.
Marmor
Höhe 176,5 cm
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Die Frankfurter Skulptur zeigt einen Diskuswerfer in höchster Anspannung. Für sein Werk wählt Naukydes, berühmter Bildhauer der griechischen Klassik, den Augenblick der größten Konzentration und Körperausrichtung. So sammelt sich der junge Mann und richtet seinen Blick – die rechte Hand vermisst die Wurfbahn – auf den genauestens koordinierten physischen Hochleistungsvorgang, der jetzt folgen wird.
Die Frankfurter Figur gehört zu den wenigen antiken Skulpturen, die bereits in der frühen Renaissance bekannt waren. Als der spanische König die begehrte Statue erwerben wollte, ließ ihr damaliger Eigentümer, ein römischer Bürger, der Skulptur den Kopf abschlagen. Später wird der Kopf ersetzt und die fehlende rechte Hand ergänzt.
Über Jahrhunderte sah man in der berühmten Figur eine Darstellung des schönen, aber tragischen Hyakinthos. Der junge Hyakinthos wird von Apoll geliebt. Gemeinsam üben sie sich im Diskuswurf, als Zephyros, der göttliche Westwind, von rasender Eifersucht getrieben, den Diskus des Apollon aus der Bahn lenkt. Hyakinthos wird vom Sportgerät tödlich getroffen, das aus seinem Kopf hervortretende Blut tränkt die Erde und lässt die Hyazinthe entstehen.
Die Archäologie des 20. Jahrhunderts jedoch hat sich bemüht, die Skulptur als das Ehrenmal eines Sportlers zu deuten. Ein siegreicher Athlet besaß das Recht, sowohl am Ort des Wettkampfes als auch in seiner Heimatstadt eine Statue zu errichten, die ihn darstellt. Im Zeusheiligtum von Olympia haben sich zahlreiche Basen solcher Ehrenstatuen gefunden.