Bildnis des Kaisers Marc Aurel (reg. 161–180 n. Chr)

Römische Werkstatt
nach 169 n. Chr.

Marmor
Höhe 47 cm

Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V.

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Schon als kleiner Junge war Marc Aurel durch seine Aufrichtigkeit aufgefallen. Kaiser Hadrian (Regierungszeit 117–138 n. Chr.) nannte seinen Neffen scherzhaft »verissimus« und verpflichtete seinen Nachfolger Antoninus Pius (Regierungszeit 138–161 n. Chr.), Marcus zu adoptieren.

Als Marc Aurel 161 die Regierungsgeschäfte übernahm, war er hierfür bestens vorbereitet worden. Darüber hinaus hatte er eine hervorragende Ausbildung in Rhetorik und Philosophie genossen. Trotz der zahlreichen politischen Aufgaben, der wirtschaftlichen Nöte und der Vielzahl an militärischen Operationen gelang es ihm, eine philosophische Abhandlung in griechischer Sprache zu verfassen. Diese „Selbstbetrachtungen“ zählen zur Weltliteratur und erhalten ihre zeitlose Bedeutung durch die Ermahnungen zu gerechtem und selbstlosem Handeln, vor allem aber auch durch das hierin vertretene Konzept der Unterordnung des Einzelnen in die Aufgaben einer größeren Gemeinschaft.

Das Bildnis des Philosophen auf dem Thron berichtet eindringlich von der inneren Haltung des Kaisers. An die 500 Jahre älteren Porträts der griechischen Philosophen erinnert das breite Gesicht, von einem Bart und strähnigem Haar gerahmt. Schon Hadrian, der Erneuerer der griechischen Kultur, hatte bewusst auf Elemente dieser Porträts zurückgegriffen und Antoninus Pius war ihm hierin gefolgt. Während die Oberlider sich schwer auf die großen Augen legen, sind die Brauen hochgezogen und die Stirn kontrahiert. Sicherlich verdeutlichen diese Bildformen das Ringen des Kaisers um aufrichtige Positionen und die Festlegung der Werte. (Drei kleine Warzen an der Stirn und am Kinn sind keine Elemente der Physiognomie, sondern Messpunkte des Bildhauers. Hier setzte er das sogenannte Punktiergerät an, das beim Kopiervorgang von einem Urbild behilflich war.)