Beterfigur aus dem frühen Zweistromland

Sumer
2500 – 2350 v. Chr.

Kalkstein
Höhe 38 cm

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Mesopotamien, das Land der zwei großen Flüsse Euphrat und Tigris, gilt als Wiege der Zivilisationen. Heute liegt dieser Kulturraum im östlichen Syrien und im Irak. Im südlichen Mesopotamien wurde das städtische Leben entwickelt und die Schrift erfunden. Die erste Sprache, die eine Silbenschrift verwendet, ist das Sumerische.

Auf der rechten Schulter der kleinen Beterfigur – der ältesten Skulptur im Liebieghaus – hat sich eine doppelte Inschrift erhalten. Die ursprüngliche Aufschrift, die noch in Sumerisch verfasst war, ist abgeschliffen und durch eine akkadische, also altsemitische Inschrift ersetzt worden: „Für den Gott Lugal-asal hat der Priester Bazi (…) dies geweiht.“ Offensichtlich zeigt unsere Figur den Anbeter einer Gottheit. Tatsächlich sind viele solcher Beterstatuetten in den frühen Heiligtümern Mesopotamiens entdeckt worden. Sie sind alle in dem Zeitraum zwischen 2500 und 2350 v. Chr. auf niedrigen Wandbänken der Tempel als stete Verehrer des Kultbildes aufgestellt worden.

Die Hände sind vor der nackten Brust gefaltet. Der aufrecht stehende Körper ist ganz seinem Gegenüber zugewandt, der kahl geschorene Kopf ist leicht angehoben. In den Vertiefungen der Augen und Brauen waren ursprünglich farbige Einlagen montiert. Der Ausdruck der weit geöffneten Augen mit dem starren Blick aus übergroßen Pupillen bewirkt die metaphysische Ausstrahlung dieser mesopotamischen Figuren. Farbspuren auf anderen Beterfiguren zeigen, dass wohl die ganze Figur farbig gefasst war. Ein langer Wickelrock ist durch Zottenreihen verziert.